Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor spürbare Herausforderungen - vor allem im Gesundheitswesen. Immer mehr ältere Menschen benötigen nicht nur körperliche Pflege, sondern sind auch auf eine psychische Betreuung angewiesen. Genau hier kommst Du als Gerontopsychiatrische Fachkraft ins Spiel!

In diesem derzeit immer stärker gefragten Beruf vereinst Du pflegerische Expertise mit psychologischem Fachwissen und begleitest Senior:innen, die nicht nur an altersbedingten körperlichen Einschränkungen, sondern auch an psychischen Erkrankungen wie Demenz, Depression oder Angstzuständen leiden. Dabei arbeitest Du mit den Patient:innen selbst und bist zudem wichtige:r Ansprechpartner:in für Angehörige und das interdisziplinäre Behandlungsteam.

In den Job der Gerontopsychiatrischen Fachkraft führt Dich eine Weiterbildung, die meist eine abgeschlossene Ausbildung voraussetzt - zum Beispiel in den Bereichen Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Heilerziehungspflege. Die in dieser Weiterbildung erlangten Fähigkeiten und Kenntnisse sind derzeit so essentiell, dass sie in Baden-Württemberg nach dem Rahmenvertrag für sämtliche Mitarbeiter:innen verpflichtend ist. Was Du über das Berufsbild der Gerontopsychiatrischen Fachkraft und Deinen Weg in den Job wissen solltest, liest Du hier.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Voraussetzungen

Gerontopsychiatrische Fachkraft wirst Du im Rahmen einer Weiterbildung, weshalb Du zunächst eine Grundausbildung benötigst. Dafür kommen zum Beispiel die folgenden Ausbildungen in Betracht:

Gesundheits- und Krankenpfleger:in
Altenpfleger:in
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in
Kinderkrankenpfleger:in
Heilerziehungspfleger:in

Zusätzlich benötigst Du:

Mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in der Pflege, davon idealerweise bereits Erfahrung in der Betreuung älterer Menschen
Ein ausgeprägtes Interesse an psychologischen Zusammenhängen und gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern
Hohe soziale Kompetenz und Empathie im Umgang mit älteren Menschen
Belastbarkeit und emotionale Stabilität

Die Arbeit mit älteren Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, kann zwar sehr erfüllend sein, wird aber zeitweise auch belastend. Ein empathische Ader hilft Dir in diesen Phasen sehr - genauso wie eine hohe Stresstoleranz und die Fähigkeit zu einer inneren professionellen Distanz zum Leiden Deiner Patient:innen.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Inhalt und Dauer der Weiterbildung

Die Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft dauert in der Regel zwischen 12 und 24 Monate - abhängig von Bundesland und Bildungsträger:in. Der Unterricht findet meist berufsbegleitend statt und umfasst folgende Kernbereiche:

Theoretischer Unterricht (mindestens 460 Stunden):

Grundlagen der Gerontopsychiatrie und Gerontologie
Altersbedingte psychische Erkrankungen und deren Behandlung
Psychopharmakologie im Alter
Rechtliche Grundlagen und ethische Aspekte
Kommunikation und Gesprächsführung
Krisenintervention und Deeskalationsstrategien

Darüber hinaus absolvierst Du bei einigen Anbieter:innen ausbildungsbegleitende Praktika. Sie kannst Du sogar bei Deiner:m regulären Arbeitgeber:in durchführen, wenn sie:er die entsprechenden Anforderungen erfüllt (zum Beispiel müssen eine psychiatrische Klinik und eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein).

Dieser praktische Teil Deiner Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft umfasst:

Praktika in verschiedenen gerontopsychiatrischen Einrichtungen
Fallbesprechungen und Supervision
Projektarbeit

Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft - Module

Gerontopsychiatrische Fachkräfte unterhalten sich — canva.com

Die zu absolvierenden Module unterscheiden sich je nach Anbieter:in, behandeln aber grundsätzlich ähnliche Inhalte. In jedem Fall lernst Du, Senior:innen mit psychischen Erkrankungen fachgerecht zu pflegen und zu beschäftigen. Deine Weiterbildung könnte zum Beispiel wie folgt aufgebaut sein:

Modul 1: Grundlagen der Gerontopsychiatrie

Alterungsprozesse und ihre psychischen Auswirkungen
Biografiearbeit als Schlüssel zum Verständnis
Psychische Gesundheit im Alter fördern

Modul 2: Psychiatrische Erkrankungen im Alter

Demenzielle Erkrankungen und ihre Erscheinungsformen
Depression und Angststörungen bei Senior:innen
Suchterkrankungen in der späten Lebensphase

Modul 3: Pflegerische Interventionen

Spezifische Pflegekonzepte für psychisch erkrankte ältere Menschen
Validation und andere Kommunikationsmethoden
Aktivierende Pflege und Tagesstrukturierung

Modul 4: Psychosoziale Betreuung

Gruppenarbeit und soziale Aktivierung
Angehörigenberatung und -schulung
Netzwerkarbeit im sozialen Umfeld

Schwerpunkte der Weiterbildung

Deine spätere Tätigkeit als Gerontopsychiatrische Fachkraft ist interdisziplinär und vereint pflegerische mit psychologischen Arbeiten. Diese komplexen Anforderungen spiegeln auch die Schwerpunkte der Weiterbildung wider:

Fachliche Schwerpunkte:

Vertieftes Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen im Alter
Expertise in der Früherkennung psychischer Veränderungen
Fundierte Kenntnisse in der medikamentösen Therapie und ihren Nebenwirkungen

Methodische Schwerpunkte:

Entwicklung individueller Betreuungskonzepte
Durchführung therapeutischer Gruppen
Krisenintervention und Deeskalationsmanagement

Soziale Schwerpunkte:

Professionelle Gesprächsführung mit Patient:innen und Angehörigen
Teamkoordination und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Ethische Entscheidungsfindung in herausfordernden Situationen

Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft - Prüfung

Der Abschluss erfolgt durch eine kombinierte theoretische und praktische Prüfung. Als zertifizierte Gerontopsychiatrische Fachkraft bist Du danach eine gefragte Spezialist:in im Gesundheitswesen und kannst Arbeitgeber:innen die Expertise bieten, die sie in Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft dringend benötigen - ein Umstand, der sich positiv auf Dein Gehalt auswirkt.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Kosten der Weiterbildung

Die Kosten für die Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft variieren je nach Bildungsträger:in und Bundesland, bewegen sich aber meist zwischen 2.500 und 4.500 Euro. Erfreulicherweise kannst Du verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung in Anspruch nehmen - so zum Beispiel das Aufstiegs-BAföG, das bis zu 75 Prozent der Lehrgangskosten übernimmt. Davon werden 40 Prozent als Zuschuss gewährt, der nicht zurückgezahlt werden muss, und der restliche Betrag als zinsgünstiges Darlehen zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus beteiligen sich auch viele Arbeitgeber:innen an den Kosten für die Weiterbildung - denn sie sind es schließlich, die (auch) von Deinen neuen Qualifikationen profitieren. Scheue Dich also nicht, frühzeitig ein offenes Gespräch mit Deiner:m Arbeitgeber:in zu suchen und eine finanzielle Beteiligung zu thematisieren. Einige Einrichtungen übernehmen die Weiterbildungskosten sogar vollständig, wenn Du Dich im Gegenzug dazu verpflichtest, für einen bestimmten Zeitraum im Unternehmen zu bleiben.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Aufgaben

Im Zentrum Deiner täglichen Arbeit als Gerontopsychiatrische Fachkraft steht die ganzheitliche Betreuung Deiner Patient:innen: Du erstellst individuelle Pflegekonzepte, die sowohl ihre körperlichen als auch ihre psychischen Bedürfnisse berücksichtigen und setzt sie selbst oder gemeinsam mit dem Pflegeteam um. Dabei beobachtest Du aufmerksam Verhaltensänderungen und erkennst frühzeitig Anzeichen für Krisen oder Verschlechterungen des Gesundheitszustands, auf die Du umgehend eingehst.

Darüber hinaus leistest Du eine psychosoziale Begleitung und führst therapeutische Gespräche, leitest Gruppenaktivitäten an und unterstützt Deine Patient:innen dabei, ihre Alltagskompetenzen zu erhalten oder wiederzuerlangen. Du beeinflusst maßgeblich, wie Deine Patient:innen ihren Alltag verbringen und integrierst darin zum Beispiel spezielle Gedächtnis- und Orientierungstrainings. Auch hierbei arbeitest Du eng mit anderen Fachkräften wie Ärzt:innen, Therapeut:innen und Sozialarbeiter:innen zusammen und stellst im Austausch mit ihnen die optimale Versorgung Deiner Patient:innen sicher.

Schließlich schulst Du die Familienmitglieder Deiner Patient:innen im Umgang mit der Erkrankung ihrer Angehörigen und bietest emotionale Unterstützung in schwierigen Situationen. Auf diese Weise stärkst Du das gesamte Unterstützungssystem Deiner Patient:innen, was ihnen nachhaltig zugutekommt.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Gehalt

Gerontopsychiatrische Fachkraft berechnet Gehalt — Quelle: Pflegia

Dein Grundgehalt orientiert sich zunächst an Deiner Basis als Pflegefachkraft, erfährt aber durch die Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft eine deutliche Aufwertung. Im öffentlichen Dienst wirst Du in der Regel in die Entgeltgruppe P8 bis P9 eingruppiert, was einem Bruttoeinstiegsgehalt zwischen 3.200 und 3.800 Euro entspricht. Mit steigender Berufserfahrung und Verantwortung kannst Du ein Bruttogehalt von bis zu 4.500 Euro erreichen.

In der freien Wirtschaft - zum Beispiel in spezialisierten Pflegeeinrichtungen oder Kliniken - sind die Gehälter häufig Verhandlungssache. Dein Grundgehalt kannst Du durch Schicht- und Wochenendzulagen oder die Übernahme von Führungsverantwortung deutlich in die Höhe klettern lassen.

Mehr Informationen zum Gehalt als Gerontopsychiatrische Fachkraft

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Arbeitszeiten

Da psychische Erkrankungen keine Pause kennen, arbeiten viele Fachkräfte im Schichtsystem – auch an Wochenenden und Feiertagen. Eine Vollzeitstelle umfasst in der Regel 38,5 bis 40 Stunden pro Woche.

Die konkrete Gestaltung Deiner Arbeitszeiten hängt dabei stark von Deinem Einsatzort ab. In stationären Einrichtungen sind Früh-, Spät- und teilweise auch Nachtdienste üblich, wobei Du im ambulanten Bereich oder in Beratungsstellen dagegen häufiger mit regelmäßigeren Arbeitszeiten rechnen kannst. Viele Arbeitgeber:innen bieten auch Teilzeitmodelle an, die zum Beispiel für junge Eltern eine beliebte Wahl sind.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Einsatzorte

Deine möglichen Einsatzorte als Gerontopsychiatrische Fachkraft sind vielfältig und reichen von klassischen Pflegeeinrichtungen bis hin zu spezialisierten Beratungsstellen. In geriatrischen oder gerontopsychiatrischen Stationen von Krankenhäusern arbeitest Du im akutmedizinischen Bereich und betreust Deine Patient:innen in besonders herausfordernden Phasen ihrer Erkrankung. Stationäre Pflegeeinrichtungen mit gerontopsychiatrischen Schwerpunktbereichen bieten Dir die Möglichkeit, langfristige Betreuungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen und dabei unter weniger stressreichen Arbeitsbedingungen zu agieren.

In ambulanten Pflegediensten besuchst Du Patient:innen bei sich zuhause und betreust sie in ihrer gewohnten Umgebung, was Deine Arbeit für sie und für Dich selbst besonders angenehm macht. Auch Tagespflegeeinrichtungen, Memory-Kliniken, sozialpsychiatrische Dienste oder gerontopsychiatrische Beratungsstellen suchen regelmäßig nach Gerontopsychiatrischen Fachkräften.

Gerontopsychiatrische Fachkraft – Weiterbildung und Berufsbild